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Märchenmosaik

 

Es war einmal...

                                                                        

Eine alte Großmutter, die dachte, weil sie schon alt war, sie sei zu nichts mehr zu gebrauchen.

Immerhin hatte sie aber noch drei echte Zähne und hatte auch noch keinen Buckel. Einen

Stock brauchte sie auch nicht und war sonst recht munter. Leider lag sie viele Nächte wach

und da schien es ihr, dass die vielen Nachtstunden vertane Zeit waren. Jede Minute musste

genutzt werden, denn die Großmutter war fleißig und hatte noch einen lebendigen Geist. Als

sie wieder einmal schlaflos in ihrem Bett lag dachte sie über ihr vergangenes Leben nach. Sie

besann sich ihrer Kindheit, an die vielen schönen Spiele und an die vielen schönen

Märchenbücher, welche sie damals gelesen hatte, wo das Gute immer siegte und das Böse

bestraft wurde und merkte, dass die schönen Märchen in der Gegenwart fast keinen Platz

mehr hatten. Da fing die Großmutter in der Nacht an, die Märchen zu sortieren. Ohhhh es

waren sehr viele! Die Guten ins Köpfchen, die schlechten ins Töpfchen - machte in der Nacht

ein neues Märchen daraus. Dabei wurde sie müde und schlief ein. Deshalb kamen die

Märchen ein bisschen durcheinander.

 

Das Märchen

 

Ein wunderschönes Mädchen, welches man Rosenwittchen nannte, das schlug früh die Augen

auf und hatte verschlafen. Dabei hatte es in der ersten Stunde Englisch bei der Fee Nummer 3

mit ihrer Freundin Goldmarie. Rosenwittchen sprang unter die Dusche, wusch ihre langen

schwarzen Seidenhaare, aß ein Hörnchen, suchte ihre Mama die Königin, welche schon in

aller Frühe die Dornen der Rosenbüsche im Schlossgarten verschnitt.

„Rosenwittchen“ rief die Königin, „du hast deine Zöpfe noch nicht geflochten. Aber dalli!“

Da setzte sich Rosenwittchen ins Gras und rief: „Weh weh Windchen, nehm Kürtchen sein

Hütchen und lass ihn mitjagen bis ich mich geflochten und gekämmt, die goldne Spange

wieder eingeklemmt“. Dann setzte sie ihr rotes Käppi auf und rannte davon, direkt in den

hohen Turm zu Rapunzel, welche ihren langen, blonden Zopf als Strickleiter durch das

Fenster warf. Dann stellten sich die Beiden vor einen riesigen Spiegel, wo sie neue Frisuren

ausprobierten. Die Eine hatte Haare wie gesponnenes Gold, die Andere schwarz wie

Ebenholz.

Dann trollte sich Rosenwittchen und schwebte über die sieben Hügel und landete bei den

sieben Zwergen. Zwerg Nummer 1 grub gerade den Garten um und bei jedem Meter, welchen

er geschaufelt hatte, hob der kleine Maulwurf sein Näschen und piepste „Fang mich doch,

fang mich doch!“ Zwerg Nummer 2 schrieb eine Englischarbeit. Na da sprudelten die YES,

NO‘s, und High’s nur so heraus. Auch einen Computer hatte der. Während Zwerg Nummer 1

nur einen Komposthaufen hatte. Als er mit Rosenwittchen eine Stunde Englisch geübt hatte

gingen alle in den Wald. Die Zwerge waren Naturschützer. Passten auf die Bäume auf,

pflanzten für jede kranke Tanne eine Gesunde.

Dort im Wald lebte ein kleines Mädchen, welches man Annenröschen nannte. Es lebte dort

mit vielen, vielen süßen kleinen Kätzchen, welche alle sehr klug und sehr wendig waren.

Manche sprangen Seil, manche kletterten steil auf hohe Tannen, ohne Seil. Waren sie zu tief

in den Wald gesprungen und hatten sich verlaufen, nahm Annenröschen ihre kleine Flöte und

blies „Alle meine Kätzchen kommt nach Haus“ und schon kamen sie gerannt.

Eine alte Geiß, welche sieben Junge hatte und in der Nähe einen Milchladen betrieb,

belieferte alle Zwerge und Annenröschen mit ihren Kätzchen täglich mit frischer Milch. Dafür

durften die Zicklein das Waldgras auf der Waldwiese fressen bis sie satt waren. Dann rief die

alte Geiß „Zicklein, seit ihr satt?“ und alle meckerten „Ja Mama! Wir sind so satt, wir mögen

kein Blatt, määäääähhhhh“.

 

Nachdem Rosenwittchen mit den Zwergen eine Schüssel Milchreis mit Zucker und Zimt

gegessen hatte, tollten sie zwischen den Bäumen herum und spielten verstecken. Den kleinen

Zwerg Nummer 7 konnten sie nicht finden. Sie untersuchten alle dicken Baumstämme, alle

Sträucher, bis ihn Rosenwittchen im Uhrkasten fand. So ein Wicht!

Inzwischen hatte die Königin vom Schloss der Dornen angerufen. Rosenwittchen soll sofort

nach Hause kommen. Sie schickte ihre Fee Nummer 5 entgegen. Die Königin stand schon

wartend im Schlossgarten, gab Rosenwittchen einen Korb und befahl ihr, sofort die

Großmutter zu besuchen, welche mitten im Wald wohnte. „Hier, setzte dein rotes Käppi auf,

ziehe deine weißen Jeans an und nimm den Korb mit den feinen Lebkuchen, welche ich von

einer Bauersfrau im Wald kaufte. Das Rezept verriet sie nicht, aber sie bot mir einen Apfel an.

Dabei saß ein kohlrabenschwarzer Kater auf ihrer Schulter. Also hier ist der Korb, nimm der

Großmutter noch eine Schachtel Zigaretten mit und ein Fläschchen Nordhäuser Korn. Beeile

dich, bevor es dunkelt in der Heide.“ Die Tochter zischte los. Auf der großen Lichtung

begegnete ihr Frau Wolf. Sie hatte eine Sackschürze vor den Leib gebunden, eine Kiepe auf

dem Rücken, gefüllt mit frischem Gras. In den Pfoten eine mächtige Tüte mit weißem Mehl.

„Ja ja“ bellte Frau Wolf, welche meist eine heisere Stimme hatte, „Ich kriege meine Brut nicht

satt! Ziegenfleisch gibt es überhaupt nicht mehr. So musste ich mir vom Müllerburschen Mehl

geben lassen, welches er ankreiden musste, denn als allein erziehende Mutter mit einem

Haufen hungriger Mäuler. . .Ich muss gehen! Ich glaube, deine Großmutter hat Besuch.“ sagte

sie noch und schniefte davon. Rosenwittchen rannte, dass die Zöpfe flogen, pflückte ein,

Sträußchen Heidelbeeren, rannte bis zum Großmutterhaus und stieß die Türe auf.

Die Großmutter stand gerade vor einem vergoldeten Spiegel, welchen sie bei Aldi erstanden

hatte, zählte ihre Runzeln und fragte den Spiegel nach einem gängigen Mittel. Der Spiegel

antwortete: „Großmutter, ihr seid nicht die Schönste mehr, aber schaue ich im Lande umher,

hinter den sieben Huckeln, da wohnen Alte mit Stöcken und Buckeln und die sind tausendmal

hässlicher als ihr.“ Die Großmutter war es zufrieden.

„Ach mein Schatz“ rief sie als sie Rosenwittchen sah, schüttelte die Sofakissen auf „komm

Kind, setzt dich! Ich mach dir einen feinen Espresso. Dann machen wir es uns gemütlich. Ich

rauche ein Zigarettchen, du erzählst mit was es im Schloss Neues gibt. Wir legen eine schöne

CD ein. . .“. „Aber Großmutter, das ist doch Katzenmusik!“ „Ach na so was, das sind ja die

Bremer Stadtmusikanten. Hahaha! Wir legen Patrick Lindner auf, ja?“ Dudeldudeldudel….

„Großmutter, wer liegt denn da in deinem Bett? Huch, das ist ja ein Mann!“ „Ach der, dass ist

der, der auszog das Fürchten zu lernen. Ich hoffe er lernt es in meinem Bett“.

„Großmutter was hat denn der für große Füße?“ „Nun, der kann nur $ieben-Meilenstiefel

tragen und die lehnen draußen an der Wand.“

Inzwischen kam der Jäger, völlig außer Atem, zur Tür herein geprescht. Er erzählte, im Grase

hätte sich etwas ganz Unheimliches gerührt, Augen wie Scheinwerfer auf ihn geworfen. Man

debattierte bei einem Gläschen Korn über das rätselhafte Ungeheuer.

„Ach“ bat die Großmutter den Jäger, „laufe doch schnell mal hinten in den Garten zum

Backofen und hole die sieben Brote heraus, damit sie nicht verbrennen und bringe dem Kind

ein paar frische Äpfel mit.“ Inzwischen schlich der Jäger mit ein paar riesigen Topflappen bewaffnet

zum Backofen. Plötzlich kam eine Email von der Königin im Schloss. Rosenwittchen muss

sofort nach Hause kommen, das Lumpengesindel treibt sich im Walde herum.

„Gut“ sagte die Großmutter, „der Jäger soll dich nach Hause bringen.“ Als der Jäger vom

Backofen kam, zeigte er, was er im Grase gefunden hatte??? Die Spule von einem Spinnrad!
Wie kam denn die an den Backofen? Rosenwittchen nahm ihr Käppi und trollte sich.
Die Mama schickte ihr Fee Nummer 2 und den Butler entgegen. Die Königin hatte einen
schlimmen Traum bei ihrem Nachmittagsschlaf. Vor ihrer Nase tanzte ein hässlicher Wicht,
sprang um ein Feuer und sang: „Heute backich, morgen brau ich, übermorgen hol ich der
Königin ihr Kind!“ Die Königin erschrak zu Tode und wurde weiß wie Schnee. Der Name des
Wichtes war ihr entfallen.

Also, Rosenwittchen joggte los, kam bis zu einem Kreuzweg und überlegte. „Nehme ich nun

den rechten, oder den linken Weg?“ Da kamen die drei Handwerksburschen des Weges und

zeigten ihr den falschen Weg und Rosenwittchen verirrte sich und geriet immer tiefer in den

Wald. Die Fee Nummer 2 aber und der Butler, die riefen und riefen und fanden sie nicht und

suchten voller Angst. Sie mussten aber umkehren, rannten völlig außer Atem bis zur

Domenhecke, welche gerade wieder zuwuchs und alles dicht machte.

Rosenwittchen kam nun an einem mit Schilf verwachsenen Waldteich vorbei, wo sie einen

Frosch jämmerlich weinen hörte. „Du Armer“ rief sie, „warum weinst du denn?“.

„Ach“ klagte der Frosch mit Namen Heino „Mein neuer Fußball mit Autogramm, mit

welchem ich hier trainiere (ich spiele links außen) sprang bei einem Kopfball aus dem Teich

und ich kann nicht aus dem Wasser, huhuhu. …“. „Aber warum denn nicht?“ fragte

Rosenwittchen, also antwortete der Frosche und senkte verschämt seine Froschaugen: „Ich

habe doch keine Badehose an. Ich bin völlig nackt, ein Nacktfrosch.“. „Na wenn es weiter

nichts ist.“ lächelte Rosenwittchen „Ich hol dir den Ball“. Sie suchte, fand und warf dem

Nacktfrosch seinen Ball in die Arme, blieb dabei mit ihrem roten Käppi im Gestrüpp hängen.

Der Frosch Heino bedankte sich überglücklich und fing sofort mit einem Fallrückzieher an.

Das Königkind machte sich auf den Weg, rannte mit einem Hasen um die Wette, verlor ihre

Haarschleifen, die Zöpfe gingen auf und ihr schwarzes Seidenhaar flog ihr um die niedlichen

Ohren. Als sie am Häuschen vom Fischer und seiner Frau vorbei rannte rief dem Fischer seine

Frau Ilsebill, warte! Ich gebe dir einen Hecht mit auf den Weg.“, aber Rosenwittchen

hechtete weiter, kam auf den richtigen Weg bis zur Schlosshecke und - oh Schreck, die Dornen

hatten dicht gemacht. Alles zu! Sie konnte nicht mehr hinein und hatte dummerweise ihr

Handy nicht dabei und es war inzwischen Nacht. Was nun? Obgleich der Kickelhahn schrie

„Kikeriki, unser Rosenwittchen ist wieder hie!.“ Nichts, die Dornenhecke war dicht. Da teilte

sich plötzlich das Gebüsch und aus den Dornen trat ein wunderschöner Prinz, ein

Märchenprinz, welcher schon viel von Rosenwittchens Schönheit gehört hatte. Weiß wie

Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz. Er vergleicht, alles stimmte.

Er erzählte ihr, er habe ihre Adresse von einem „Doktor Allwissend“ erfahren, welcher sie im

Internet gefunden hatte und der überhaupt alles wusste. Der Prinz verliebte sich auf der Stelle

in das wunderschöne Rosenwittchen. Es war bei beiden Liebe auf den ersten Blick. Sie

umarmten und küssten sich und hielten sich fest umschlungen. Sie setzten sich vor der

verschlossenen Dornenhecke nieder und konnten nicht genug voneinander haben. Doch

plötzlich meldete sich der Hunger. „Ach“ da fielen Rosenwittchen die Äpfel vom

Backofenbaum ein, welche sie in ihrer Jeanstasche stecken hatte. Beide verzehrten in holder

Eintracht die Äpfel. Es wurde bei viel Gekicher hin und her gebissen. Einmal du, einmal ich.

Beinahe wie bei Adam und Eva. Nur, dass es hier keine Schlange gab. Die Nacht rückte vor

und Rosenwittchen wurde es kalt. Der Prinz legte ihr einen wunderschönen Pelzmantel aus

Allerlei Rau um die Schulter. Als nun nur noch ein Apfelkrips übrig war, warf ihn der Prinz

wie die anderen weit über die Domenhecke. Da ging der Mond auf und schien direkt in das

Kuschelnest der beiden und wusste schon, wie alles kommen würde.

Als nun der König zu später Stunde seine Runde im Schlossgarten drehte, bekam er plötzlich

einen Apfelkrips an den Kopf geworfen. Er nahm sein Schwert unter dem prächtigen

Morgenrock hervor, zerhieb mit einem Streich die dichte Domenhecke und donnerte: „Wer

hat den Krips geworfen?“ Und sah?

Zuerst verschlug es dem König die Sprache vor Wut und als er gerade losbrüllen wollte, kam

ihm der Prinz zuvor. Er erhob sich in voller Größe, setzte seine Krone auf und bat um die

Hand Rosenwittchens, welches sich ängstlich in „allerlei Rau“ versteckte.Als der König den wunderbaren Prinzen sah, war er zufrieden und umarmte beide. Der Prinz sagte: „Es soll
eine Märchenhochzeit werden. Wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Alle Mütter,
Schwiegermütter, Stiefmütter und Großmütter werden eingeladen, alle Märchenkinder,
welche noch in alten Büchern schlummern um endlich aus ihrem Dauerschlaf geweckt zu
 

werden.“ Darauf begann man im Schloss mächtig für die Hochzeit zu rüsten. Herrliche

Gewänder aus Seide wurden bestellt (Chinaimport). In der Schlossküche war der Teufel los.

Der Koch fand drei goldene Haare in der Suppe. Der Kickerhahn krähte von abends bis früh:

„Wo ist mein Federvieh?“ Aber die fetten Hennen brieten alle in der mächtigen

Schlossbratpfanne. Nun war es soweit. Der große Märchenhochzeitszug begann sich zu

ordnen und aufzustellen. Die Glocken begannen im ganzen Land zu läuten. Bimbam,

Dong Dong. „Oh“ rief plötzlich die holde Braut: „Mir fehlt mein rechter goldener Schuh! Oh

Gott“.

Man schickte eine Suchaktion los und suchte. Unter dem Bett, unter dem Sofa, unter dem

Thronsessel, nichts. Da schickte man die sieben Raben aus, weil die so einen durchdringend

scharfen Blick hatten und was fanden sie? Die Fee Nummer 6 im Efeuturm, unterm Spinnrad,

wo sie gerade der Braut ihren goldenen rechten Schuh versteckte. Dabei stach die Spindel sie

in den rechten Zeigefinger. Da tröpfelten sieben Tropfen Blut heraus, sie fiel um und begann

auf der Stelle zu schlafen.

Die Fee Nummer 7 zog Rosenwittchen den goldenen Schuh an, welcher ein besonderer Schuh

war, denn er wurde von der Firma Deichmann geliefert. Nun bewegte sich der Hochzeitszug

zur Schlosskirche. Die Zwerge trugen die Brautschleppe. Schneeweißchen und Rosenrot, die

Zwillinge, trugen den Schleier. Rapunzel und Rotkäppchen streuten Sternentaler, Hänsel und

Gretel streuten Brotkrumen, damit die Vögelchen auch etwas hatten und alle Märchenkinder

sangen: „Weiß ich ein schönes Röslein, das 'blühet voller Prangen“. In der Kirche spielte

schon „Herr Felix Drosselbart“ die Orgel. Die Predigt hielt „Herr Pfarrer Johannes im Glück“.

Alles war sehr feierlich. Zum Schluss sang die Großmutter mit viel Gefühl „In dem

Dornbusch blüht ein Röslein“. Alle Hochzeitsgäste waren tief ergriffen.

Als sie aus der Kirche traten, flogen 70 weiße Tauben um den Kirchenturm und alle

Schützenkönige des Landes standen Spalier. In der Schlossküche lief alles auf Hochtouren.

Der Küchenchef hatte sechs Hände und zwölf Beine und drehte wie ein Kreisel. Wegen der

drei goldenen Haare, welche er in der Suppe fand, musste die gesamte Küchenbelegschaft ein

Haarsieb aufsetzten.

Als der Hochzeitszug im Schlossgarten ankam, waren alle Rosen voll erblüht. Die

Hochzeitstafel mit goldenen Tellern gedeckt und die Dienerschaft rannte sich die Beine spitz,

um die vielen gebratenen Hühner und Tauben zu servieren. Es waren auch einige Hasen

dabei. Es gab keinen Gänsebraten, weil die Gänsemagd ihre lieben Zöglinge vorsorglich im

Pferdestall versteckt hatte, wo ihr Lieblingspferd Falada ein Auge auf die Gänse haben

musste. Alle Gänse durften nur ganz leise schnattem.

Nach dem Festessen wurden die Hochzeitsgeschenke besichtigt. Frau Holle hatte ein

Himmelbett mit echten dänischen Daunenfedern bestellt bei der Firma „Hans Christian

Andersen“ und sieben „Schlaraffia“- Matratzen. Von einem Spender, der nicht genannt sein

wollte, wurden sieben Schaukelpferde für die künftigen Nachkommen des Königspaares

abgegeben und noch viele, viele Geschenke. Ein ganzer Saal voll.

Als die Gäste bei den Klängen des Walzers aus dem „Rosenkavalier“ an der geschmückten

Tafel saßen kam nun allerlei fahrendes Volk um seine Künste darzubringen.

Zuerst sieben kleine Schwäne, aus Schwanensee. Die Gäste waren hingerissen. Dann kam

Annenröschens Kätzchen Strickliesel. Es war das Kätzchen mit den Stricknadeln. Es strickte

vor aller Augen in sieben Minuten mit fünf Stricknadeln ein paar Strümpfe für die Braut, aus

seidenweicher Wolle. Beifall!

Dann kam ein Schneidergeselle, welcher schon mehrere Auszeichnungen hatte, nähte in

sieben Minuten sieben Kleider auf einen Streich. Beifall!

Dann kann ein Esel mit Namen Eddy, welcher in einer Minute 700 Eurostücke spuckte.

Einfach toll!

Nun kam Heino der Frosch. Diesmal im Frack. Der schoss seinen Fußball mit Kopfball im

freien Fall der Braut in den Schoß. „Bravo“ rief die Braut, sie war ein Fußballfan. Heino

dribbelte mit Verbeugung und einem Dribbling rückwärts davon.

Und so wurde noch viel Kunst gezeigt, bei heiterer, ausgelassener Stimmung.

Als die Hochzeitsnacht herangekommen war und fast alle Schlossbewohner im tiefen Schlaf

lagen und das junge Paar in das himmlische Bett stieg und einschlafen wollte, wurde die junge

Königin furchtbar gepiekt. „Oh“ sagte der Gatte, „das war doch nicht etwa ein Floh?“ „No“

sagte die junge Königin auf Englisch. Beide räumten in aller Eile die sieben Matratzen aus

und fanden auf der untersten Matratze eine knallharte ordinäre Erbse, welche sich

eingeschlichen hatte. So ein Biest!

Als alle sieben Matratzen wieder eingeräumt waren, fiel sich das Königspaar vor Gelächter in

die Arme und schlief endlich ein. Und ist am nächsten Morgen wieder munter auferstanden.
Als alles im Schloss tief und fest schlief, gab die Dienerschaft und das Küchenpersonal in der

Schlossküche eine Party. Die Mäuse tanzten auf Tischen und Bänken, Spiegel, das Kätzchen,

sang „Ein Schneider fing ne Maus“. Die Schlosshunde sammelten die Knochen ein, der

Küchenjunge bekam eine Ohrfeige, weil er einen goldenen Teller hatte fallen lassen, der

Butler holte die gestiefelten Kater, welche sämtliche Mäuse wieder in ihre Löcher pfiffen. Das

Lumpengesindel tanzte wie toll, eine „Tolka“ und die Bremer Stadtmusikanten pfiffen aus

dem letzten Loch. Als alle Schuhe zertanzt waren und die Schlosshähne den Morgen

ankündigten und die sieben Raben den Rausschmeißer krächzten kam der Mond vorbei, der

auf dem Weg in seine Schlafkammer war. Er blies im Schloss sämtliche Lichter aus, hustete

seine Laterne aus pff.pff.pff und legte sich auch aufs Ohr.

 

PS.: Übrigens die Fee Nummer 6, welche wollte, dass sich Rosenwittchen in den Finger stach

und tot umfiel, die Nummer 6 musste zur Strafe sieben Wochen lang die Asche aus allen

Schlossöfen fegen und die waren nicht zu zählen. Dieses konnte sie nicht ertragen. Sie

stampfte mit den Füßen auf und zerriss sich vor Wut in der Luft. Ja!

Das junge Königspaar bekam in ihrem Leben viele Kinder. Alles Brüderchen und

Schwesterchen und lebten bis an ihr glückliches Ende.

 

PS.: Als in der Nacht Herr Jakob Grimm des Weges kam, durch einen offenen Türspalt in die

Schlafkammer der Großmutter spähte, die mit einem Stift in der Hand im tiefen Schlaf lag,

schüttelte Herr Jakob Grimm den Kopf, tz.tz.tz… Ein schönes Märchendurcheinander. Was

die Großmutter da angerichtet hat, tz.tz.tz…

M. Fö. Ba.

 

Anno 1996 in Aachen geschrieben, meistens Nachts.

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