- Vergangenheit nun leuchtend steht -
- Stefan Seifert
- 17. Apr. 2018
- 22 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Mai 2018
Dienstag, 8. Mai 2018
Eingeladen bei dem „gar guten“ Mariechen!
Evchen und Magda konnten nicht gut absagen, denn Mariechen war herzensgut.
Es gab Hähnchen im Wasserbad, Rotkraut aus dem Glas, ordentlich Kartoffeln und eine Riesenschüssel grünen Salat. Bei dem grünen Salat gingen Evchen die Augen über. Frisch aus dem Garten, der grüne Salat.
Nun, das Hühnchen, oder Hähnchen, war zierlich und klein. Aber Soße, worin „gebraten“, und worin es schwamm gab es überreichlich, und Kartoffeln - am allermeisten.
Das gute Mariechen rief immer: „Esst! Esst! Es ist genug da!“, und schöpfte die Kartoffeln mit Huhnwasser zu.
Evchen nagte an einem Beinchen, aber … vom grünen, frischen Salat nahm sie ordentlich mächtige Gabeln voll, nun, er kam ja direkt aus dem Garten. Magda dankte immer wieder, vor allem beim Rotkraut aus dem Glas. Auch direkt aus dem Glas. Den grünen, frischen Salat ließ ich die „Mitesser“ genießen, ich bin bei „direkten“ Sachen immer etwas ängstlich, wenn ich mal als Gast irgendwo esse.
Zum Schluss bedankten wir uns für das Mahl, und wehrten alle weiteren Einladungen ab.
Später, viel später, als Evchen längst wieder in Berlin war, und ich im Tagebuch blätterte, fand ich die Geschichte "Huhn im Wasserbad" und machte für Evchen einen Vers, womit ich sie warnen wollte. Ich schickte ihn nach Berlin, sie rief mich an, und konnte vor Lachen kaum sprechen, und erinnerte sich sofort an alle Einladungen, welche wir in Tiefenort hatten.
Zum Beispiel bei Willi Strohm, welcher im Dörfchen Unterrohn Bürgermeister war. Er lud uns in ein Lokal ein, der Wanderweg dorthin etwa 5 – 6 Kilometer, immer an der Werra entlang.
Das Lokal war völlig leer, bis auf den Wirt und Willi.
Auf meine Frage: Warum die Leere? Sagte der Wirt: Nojo, dee sain all ewwerhin zom Fußball noch Defferde.
Willi bestellte für uns herrliche Thüringer Bratwürste, für die 3 Damen (Mariechen war auch dabei) erfrischende Getränke und Likör. Magda hatte ihr Schul-Poesiealbum dabei, Evchen lachte über die „Värschen“.
Das "Värschen."
Vorsicht! Fleisch im Salat!
Ein Schneckchen klomm
den Weg herauf
in einem sanften Dauerlauf
mit Haus und Hof und -
Mobiliar. --- Der Mond
schien ins Gebüsch, so klar.
Das Schneckchen schwenkte
zielbewußt - zum Salatbeet -
vom Salat - Trust. Es wollte -
noch in dieser Nacht
zur Salatstraße Nr. 8!
Die Salatköpfe, mondbe-
schienen, in ihren grünen
Pelerinen, Volants, gekräuselt
an den Blättern, in die
tat jetzt das Schneckchen klettern.
Dort labt es sich
an Vitaminen, und tat
sich großzügig bedienen.
Und frisst, und nagt und ---
wieder fisst ... bei ungestörtem Naschen.
Wir müssen, wie ihr alle wisst! Den Salat vorher waschen! Sonst: könnt in einem Bissen
sein? ... Ein dickes -
Schnecken - Schenkelbein!!!
Evchen hatte das "Värschen" bekommen,
und dieses ist für Elisabeth Seifert.
Montag, 7. Mai 2018
Abends:
Immer und immer wieder ---
Der Winter ist vergangen. --- In jedem Jahr hört man die Sprüche. Vom Landmann, Schafhirt, aus der Küche. Vom Gärtner und vom Osterhasen - denn
grün wird der Rasen.
Die Fenster auf, die Herzen auf! Der Frühling kommt - im Dauerlauf! --- In jedem Jahre, immer wieder liest man in Versen, blüht der Flieder, singt Frühlingslieder, die nun die ersten Veilchen bringen. Im Grase wie im Liedersingen.
So fängt es an, das Karussell des Jahres, und kreist sehr schnell durch unser Leben und – die Zeit. --- Sie streift schon wieder das Getreide, sie streift bei Lüneburg die Heide, nimmt dann den Herbst, der gerade bunt ist, kommt an beim Schneemann, welcher rund ist.
Und rundherum das Jahr geschwungen in Tränen, oder – auch gesungen?
Wie ein gemischter Plattenteller – fliegt unser Leben immer schneller immer schneller immer schneller --- M. Fö. Ba.
Morgens:
Die kleine Schlüsselblume
O Blümlein, schließ den Himmel auf, damit er Düfte, lau und lind mit Frühlingswinden schnellen Lauf - er alles küsst, was er da find‘t.
Im zarten Blau die Wolke schwimmt, und Knospen gucken scheu hervor. - Ein Vöglein hat schon angestimmt der ersten Frühlingsstimmen Chor.
Die Schlüsselblume gibt den Takt, und Blum um Blum erblüht, und jedes Zweiglein, das noch nackt - sich Blatt um Blatt anzieht. ---
So sing ich ihr
zum Lob ein Lied, zur Freude und – zum Ruhme, erwärmt sie rührend mein Gemüt - die kleine Schlüsselblume.
M. Fö. Ba.
(Dieses und "Ich, der Krokus") - Beide Frühlingsboten
für Elisabeth
Evchen hatte sie auch bekommen, in Aachen geschrieben.
Sonntag, 6. Mai 2018
Ein Geschenkekauf
Kompliziert für die Schenker, aber Freude über Freude für den Jubilar, möglichst!
Der Jubilar sagt mit Bedauern schon eine ganze Woche lauern muss ich auf ein Geschenk! Da machten Drei sich auf. Auf, zum Geschenkekauf!
Auch zum nötigen Besuch. Wir waren betroffen, der Vorwurf hatte uns getroffen.
Am besten wär es, ich erzählte, wie eifrig dann drei „Auserwählte“, zwei Damen und ein Herr inmitten, hin zum Geschenke-Suchen schritten. Der Regen floss, der Nebel rann, das Dreigespann peilt Läden an.
Ein Schirm, drei Köpfe ohne Hut, so schritten wir mit frohem Mut und extra scharfem Schenkerblick und eingezogenem Genick - durchpflügten Straßen über Straßen --- wonach denn nun? Nicht Blumenvasen!!
Dann stehen sie vor einer Tür… Ein kleiner Streit entspinnt sich hier?!
Im Laden – Kunstgewerbe – Kerzen - waren nicht nach unserem Herzen. Gewebte Decken mit Verzierung - die sahn wir an, doch ohne Rührung. Die Worte flossen kreuz und quer – „Wenn“, „Aber“ schwirrten hin und her. --- Sie auf den Nenner hinzubringen? Gelang, die Drei vereinigt - weitergingen. ---
Sie steuern jetzt, man sieht es hier, in einen Laden, wo Papier und Bilder, Mappen, Bücher prangen. Nach diesem haben wir Verlangen. Entblättern nun so manchen Band… und weisen vieles von der Hand. --- Da! – Wundervoll! Das Neueste eben! Der Meister wird – vor Wonne beben!
Die Drei, ich muss noch weiter schildern, berauschten sich an Wort und Bildern, und folgerten: O, welche Freude! Und zogen ab mit ihrer Beute - dem eingepackten Schatz – von dannen. ---
Der Regen rauscht, die Nebel spannen.
Nachwort
Kurzum: Als die Drei vor Stolz geschwollen, nun ihren Schatz darreichen wollen: Da sagt der Meister, freundlich, heiter: „Hab ich mir auch gekauft, ja, leider… vor Wochen.“ Er zeigte sich sehr ritterlich. Doch wir, wir waren ganz gebrochen! O Meister, für uns ist‘s bitterlich.
Doch nichts konnt lähmen unsern Schwung! Wir sangen den Geburtstags - „Sung“, und waren auch nicht mehr betroffen, denn: Seinen Geschmack, den hatten wir getroffen!
Dies für Generalmusikdirektor Gerhard Hergert
Jena 1958
Die drei Käufer:
Reinhold Scheinert (Tenor)
Magda Förster-Barczyk (Sopran)
Marianne Wessel (Alt)
Evchen Seifert hat die gereimte Geschichte von mir bekommen. Auch die "Stimmgabel", sie war hocherfreut. Evchen hat schrecklich gelacht, sie stellte sich alles genau so vor.
Damals wohnten Hergerts in der Semmelweisstraße. Wir fuhren alle drei mit der Straßenbahn, voller Spannung. In der Straßenbahn war ein großes Schild angebracht mit dem Text: „Achtet auf den Kartoffelkäfer!“ Hat Herr Scheinert auch mit auf das Original gemalt.

Und alle, alle sind schon lange tot. Vieles habe ich in Tagebüchern festgehalten. So hatten Evchen und ich schöne Erinnerungen und unser Leben war gefüllt bis zum Rand.
24.3.2018,
M. Fö. Ba.
Samstag, 5. Mai 2018

Hier war ich mal mit Evchen Seifert. Es gefiel ihr so gut, daß wir noch mal nach Monschau fuhren, mit Bus von Simmerath.
Bernstein!
Wir sind hinaus gezogen bei Regen, Sonne und – Schnee. Wir blickten gewitzt auf die Wogen (am Strande längs der See).
Wir suchten in Nähe und Ferne die gelben Steine im Sand - und sahen dabei – in der Ferne - Schiffe am Himmelsrand.
Wir suchten am Morgen und nächtlich, uns hatte - die Sucht im Griff. Wir suchten, das war schon beträchtlich – nach Bernstein und nicht nach dem Schiff.
Es schmerzten die Augen und Beine … der Himmel - erstrahlte in Blau. Wir wollten die gelben Steine! Und wühlten im Sand so genau!
Ein alter Mann … hatte Glück!!! Er fand einen großen Brocken?? Wir staunten mit offenem Mund. Mit Seesand gefüllte Socken, und: Suchtlos zur selbigen Stund!
Magda – Eva 1977
Seufzer
Und täglich steht das „Muss“ bereit, ob deine Wege kurz, ob lang. Es läuft die Zeit, es läuft die Zeit, du hältst sie nie in ihrem Drang!
Nie gibt sie her soviel man will, und für das „Muss“ ist dies zu wenig, sie steht auch in der Nacht nicht still. –
Für „Muss“ und „Will“ ist Zeit der König.
M. Fö. Ba.
Freitag, 4. Mai 2018
Der April macht was ER will
Für Herrn Stefan Seifert
Im April sind die Blumen besonders fein - Aprilregen wäscht sie laufend rein. Im April gibt es manchmal Donner und Blitz, der Landmann denkt: Ein Wetterwitz?
Die Aprilkinder haben - recht fixe Launen, räumen aus, räumen auf, räumen um, man muss staunen? April aber: Hans in allen Gassen - nicht zu fassen, immer voll Übermut!
Schon fliegt der Hut, der Schirm mit Wucht aus der Hand geschossen, ein Regenschwall frech in den Nacken gegossen … Jetzt wieder die Sonne - lacht und lacht, plötzlich macht „Dicke Berta“ dunkel wie Nacht.
Ja, der April! genau wie das Leben, hügelauf, hügelab, oder wieder eben.
Auch in der Wirtschaft auf und nieder. Manche Firmen pleite - manche plötzlich, kommen wieder. Manche Politiker - eben noch oben – werden jäh nach unten geschoben. Soeben im Saale heftig gestritten - plötzlicher Handschlag will wieder kitten.
Wie wird das enden? Wohin nun wenden? Oder gibt’s Krach? Alle Pläne im Bach? Oder: Mäuschenstill? Jaja, der April!
In großer Eile: M. Fö. Ba.
Die linde Luft
Für Elisabeth!
Die linde Luft durch Blätter streicht als Abendwindchen - sacht. Der Mond am Himmel aufwärts steigt, im Baum noch eine Amsel geigt ein Wiegenlied zur Nacht.
Der Frühling webt und will dich ziehn - sanft in sein laues Säuseln, nun lasse dir nach Tages Mühn - die Stirne leicht entkräuseln.
Wohl hundertmal von großen Dichtern in allen Variationen besungen. Aber - die Försterin wollte ihren Senf auch noch dazu geben. ---
Donnerstag, 3. Mai 2018
Maien – Mini – Mode
Für Ehepaar Seifert!
Ein Maidlein pflückte Maienglöckchen - im kurzen Maien-Mini-Röckchen.
Schon fliegt der Maienkäfer „Brumm“ um seine dicke Buche rum, und wundert sich – wie sonderbar?? So kurz des Maidleins Röckchen war?
Denn! Die weißen Maienglöckchen stecken – in langen – grünen - Blätterröckchen? Die Maien-Maid so kurz berockt? - Sein Maienkäfer-Atem stockt, … gleich dudelt er mit Bassgebrumm um dieses kurze Röckchen rum … als er allmählich – ganz von Sinnen --- scheucht ihn das Mädchen sacht von hinnen.
Nahm ihren Strauß mit Maienglöckchen - und schwenkt beschwingt – ihr Miniröckchen.
Küsst neckend ihren faulen Schläfer - prompt wurde der zum „Maienkäfer“, schwirrt flügelflatternd um’s Mädchen rum.
Mit summsummsumm und brumm … umsummt.
Nun ja, es kommt so - wie es immer „kummt“!
M. Fö. Ba.
Mittwoch, 2. Mai 2018
Deutsch – Türkisches Blumenmärchen
Ein Türkenbund am Wiesengrund – mit Bänderturban – Pluderhosen - Vergissmeinnicht grad mit ihm kosen …
Ein Landsmann, der die Blume fand kam als Tourist – aus Türkenland, und wundert sich? Wie kommt ein Türke - zu einem Platz an dieser „Bürke“?
Der angereiste Türktourist war platt – doch jetzt er gerne wüßt … und fragt den Kleinen unumwunden … mit wem hast du dich da verbunden? Das blau an deiner Seite lehnt? Was ist das für ein Blaugewinde das ich zu deinen Füßen finde? Denn! Dein Kostüm gibt mir die Kunde: Du kommst doch aus dem Türkenlunde?
Zum Türktourist der Kleine spricht: Die Schöne heißt: Vergissmeinnicht. Wir beide füreinander schwärmen!
Darauf der Türke: Hast du Worte, was willst du mit der fremden Sorte! Schon zuckten seine rechten Finger - denn diese fremden blauen Dinger dem Türkenbunde sind verboten!
Er riss es aus mit rohen Pfoten, mit Wurzeln und Gedärmen - der Türke kannte kein „Erbärmen“.
Vergissmeinnicht, voll Leid und Sehnen – weint bitter himmelblaue Tränen. ---
Zum Türkenbund der Türke spricht: Noch nie nahm ein Vergissmeinnicht den Türkenbund zur Ehe!… Drum nehm ich mit dein „Himmelblau“ - ins Türkenland zur Blumenschau - Deutschblumig – wie ich sehe? Zeig stolz, was ich da hab gefunden, ein Andenken aus - Deutschen „Lunden“. –
P.S.
Vergissmeinnicht die Ehefrau – tat noch schnell etwas – sie war schlau - auch wenn sie schwamm in Tränen … streut heimlich ein paar Körnlein „Sämen“ am Fuß des Gatten, gut versteckt … Das hat der Türke nicht entdeckt.

Nach einem Jahr, grad wie im Märchen, ward Türkenbund und Himmelblau - zum zweiten Mal ein Päärchen. ---
M. Fö. Ba.
.
Für Herrn Stefan!
Dienstag, 1. Mai 2018
Neinstedt, im Harz an der Bode
Atempause.
Eva und Magda
Eine Bank, nach Tages
Mühen - lädt uns ein
zur kleinen Ruh. Zeigte uns des Sommers Blühen… sahn der Trauerweide zu.
Ihre Ruten spielten Haschen, her und hin und hin und her, wie die Kinder auf den Gassen, schwangen schaukelnd kreuz und quer.
Milan ließ die Schwingen
kreisen, über uns,
zeigt seine Kunst, weiße Wölkchen südwärts reisen, lösen sich im Schleierdunst.
Bodewellen plätschernd rauschen, Pappeln rascheln im Quartett, rosa Heckenrosen bauschen - Evchen tanzt ein Menuett.
Und die dicken drallen Büsche, von Holunder blütenschwer, tragen, wie die Bäuerinnen ihre Ware stolz daher.
Wie sie unsre Bank umwallen, ihren starken Duft versprühen - und wir lassen’s uns gefallen, schläfrig über uns ergehn. ---
Dieses Stückchen Sommerstille legt Unruhe völlig lahm. Gaben uns in ihre Hülle - lauschten aufmerksam der Grille - die in unsre Nähe kam.
Neinstedt 1998
An einem anderen Tag, als wir an der Bode waren, sprang Evchen in der Bode herum, die voller großer Steinbrocken war, über die man sie überqueren konnte. Ich erzählte ihr die Sage vom bösen Ritter Kuno, welcher eine Prinzessin verfolgte und abstürzte. Das Pferd der Prinzessin erreichte die andere Seite. Man nennt den riesigen Huf des Pferdes „Rosstrappe“. Immer voller Touristen.
Sonntag, 29. April 2018
Der blinde Passagier
(aus meiner Sammlung "Medizyn")
Man hört ihn nicht, man sieht ihn nicht, man spürt ihn nicht, bekommt ihn niemals zu Gesicht.
Der Passagier sitzt sehr versteckt, (ich weiß gar nicht, was er bezweckt?) In Dunkelheit, die Augen zu, - er ist ja blind - gibt meistens Ruh.
Doch plötzlich fängt er an zu wühlen, der Mensch, er schreit, jedoch: ein Mediziner kann ihn fühlen! Er will ans Licht, der blinde Passagier!
Ein Könner öffnet ihm die Tür, holt ihn heraus aus Nacht und Graus, besieht das (d)armselige Würmchen, das machen konnte solche Stürmchen!
Patient, im Bette hingegossen, weil schwer behindert, sehr verdrossen… Kann nicht mehr so, wie er gern möchte - wie er‘s gewöhnt – und: Erst die Nächte!!
Nun, voller Mitleid mit sich leidet - die Psyche mit der Physe streitet…
Das „Türchen“ wird mit feiner Nadel und – mit besonders feinem Fadel - vom Könner sorgsam zugeriegelt. Der schlappe Mensch fühlt sich beflügelt.
Befreit vom Schmerz und Weh und Kummer lebt er nun weiter – ohne - Blinde Nummer. - M. Fö. Ba.
Nach meiner Blinddarm OP im 81sten Lebensjahr. Der Chirurg kam am nächsten Tag an mein Bett, hielt mir eine schlimme Strafpredigt: Ich wäre um ein Haar zu spät gekommen!
Schuld war die Aufnahme, die bekamen ein Donnerwetter!
Ich schenkte dem Chirurgen das Gedicht. Er war hocherfreut und las es seinem Team vor.
Samstag, 28. April 2018
Wochenend - Einschub
Meine Tochter Susanne erinnerte sich auch an folgendes Lied, das Oma Eva gerne vortrug:
Die schöne Tilla: Lila war ihr Paletot
1. Lila war ihr Paletot, lila ihr Gewand, keine Farbe stand ihr so, wie ihr Lila stand. Alles was sie sah und trug, musste lila sein: „Tilla, ach wie schön bist du, Tilla, ach wie fein!“ Und zum Schneidermeister spricht ganz entsetzt die schöne Tilla:
„Nein, nicht rot, rot steht mir nicht! Bitte Lila, bitte Lila!“
2. Einstmals fuhr sie mit Papa, den das mächtig freut, Richtung Südamerika mit der Linie Lloyd. Eine Prachtkabine stand ihr schon reserviert . Doch zu Tillas großem Schreck, war sie rot tapeziert. Und mit schriller Stimme spricht ganz entsetzt die schöne Tilla.
„Nein, nicht rot, rot steht mir nicht! Bitte Lila, bitte Lila!“
3. Als sie an der Reling stand und ins Wasser sah, fiel sie plötzlich übern Rand und war nicht mehr da. Man warf ihr den Rettungsring, und in ihrer Not griff sie auch sofort danach, doch der Ring war.rot! Und mit Todesstimme spricht, ganz entsetzt die schöne Tilla.
„Nein, nicht rot, rot steht mir nicht! Bitte Lila, bitte Lila!“
4. Rettungsringe lila-blau gibt es leider nicht, so ertrank die schöne Frau, wie es ihre Pflicht. Und wenn in der Mondscheinnacht lila strahlt das Meer, wandelt –oh welch schöne Pracht!- Tillas Geist umher. Und mit Grabesstimme spricht dann der Geist der schönen Tilla.
„Nein, nicht rot, rot steht mir nicht! Bitte Lila, bitte Lila!“
Stefan Seifert
27. April 2018
Jenaer Markttauben-Forschung oder: Der fliegende Wurstzipfel
Zwei Marktauben - Frieda und Gretchen fraßen am trockenen Brötchen und waren zufrieden dabei. Da knallte der fettige Zipfel einer Bratwurst über die Gipfel der Marktbuden zwischen die zwei.
Sie peilten ihn gleichzeitig an und zerrten nach Kräften daran --- doch der Zipfel, zähe wie Gummi, sprang ins Auge der Taube Frieda. Ich glaube, vor Schmerz – sie schrie da? Und der Zipfel entsprang wie ein Bumerang.
---
Nun drehte zur selbigen Stunde über’s Marktleben ihre Runde - die Brieftaube Minna mit der Post. Erzählt mir mit hungrigem Gurren sie muss noch nach Dänemark schnurren … sah plötzlich den Wurstzipfel fliegen - dachte -? Den könnt ich noch kriegen! … Doch der Jenaer Markt ist kein Markusplatz. Taube Minna erhob sich mit einem Satz
mit furchtbar knurrendem Magen,
und konnte kein Wort mehr sagen!
---
Eine Ringeltaube im Baumgeäst - schaut neugierig aus ihrem Blätternest?? Ein paar Meter über dem Marktgewühl, eine Ringelraupe aus dem Schnabel ihr fiel! Sie flog einer Marktfrau in den Zopf, ein Spötter rief: „O, die hat Raupen im Kopf“. ---
Die Raupe aber, gerettet,
hat sich in dem Zopf eingebettet. Die Marktfrau sie abends beim Haarkämmen fand, hat sie aber nicht wiedererkannt.
Vom nahen Laubendache gurrt glucksend die Taubenlache der Lachtaube Lotti so gurrig. Sie leitet die „Lach mit!“- Bewegung und folgend ihrer inneren Regung fand sie den Wurstzipfel-Tumult sehr schnurrig. ---
Die Friedenstaube Amanda stand an des Marktes Rand da, wo sie ihren Palmzweig geparkt. Sie wedelte mit dem Zweige denn sie spielt die erste Geige - nicht nur auf dem Jenaer Markt.
-
Doch die Markttauben Frieda und Gretchen - fraßen friedlich am trockenen Brötchen - nun ja – so ein fettiger Zipfel - wär schon des Glückes Gipfel. ---
Doch der Marktkehrer hat die beiden belehrt, und alle Wünsche – hinweg gekehrt.
Lieber Herr Stefan – dieses „Ding“ machte ich mir zum Spaß, ich glaube, Anfang der siebziger Jahre. Da bat mich der Chef (der Ernst-Abbe-Bücherei) eine Lesestunde für Senioren (und andere) zu halten. Die letzte Vorleserin hätte einfach zu leise gesprochen, und zu langweilig.
Also hielt ich eine Lesestunde ab und las unter anderem meine „Markttaubenforschung“. Es war ein toller Erfolg!
Einige Tage später kamen fünf Frauen zum Chef und verlangten, mit Frau Förster zu sprechen. Der Chef wurde neugierig. Die Frauen wollten den Text der Markttauben-Story haben oder zumindest abschreiben.
Evchen, die gerade bei mir war, wollte wissen, was das wäre. Ich schrieb es ihr aus meinem Heft ab und sie musste mir den Breslauer „Spatz“ dafür vortragen:
Dar Sperlich
in Schlesischer Mundart
Dar Sperlich woar a frecher, dar flug uff olle Dächer. Dar flug uff olle Tärme mit unverschamten Lärme. A froaß, woas a erwischte, kemmandern gunnt a nischte. Is sullde kees nischt assa, olls wulld `s salber frassa. A froaß sich rund und dicke und kriggt a steif Genicke. Und kriggt a fettes Wampla. Al wie a Butterstampla A wurde rund und runder is ging schunt nischt mehr nunder. A wurde immer fetter, doch fraß a immer wedder. Noch sieba Tage froaß a. Om achta Tage soaßa. Mit uufgeblossna Ziepsa und kunnde nimme giepsa. Uff eemoll hurrt`merrsch kracha, merr finga oan zu lacha. Dooloag doas Viehch, doas dicke zerplotzt ei tausend Stücke.
26. April 2018
Ich, der Krokus
- Blümchen für Elisabeth -
Nun bin ich da - als erster in den Gärten, der Frühling auf dem Weg! So sagen die Experten.
Mein Lockruf tönt. Auf grauen Wiesen, Matten, bin ich jetzt Herr – zwar kurz - um zu vertreiben des Winters Schatten,
und … setze auf Gesichter - die ersten Lichter.
25. April 2018
Eifler Frühlingswunder
Narzissen – Narzissen, wohin man blickt – Narzissen. In grüne Gräser gestickt vergolden sie wieder die Eifler Wiesen. Natur - Teppich gebreitet zu Wanderers Füßen.
Jährliches Frühlingswunder - nach des Winters Zeit - labt den Schauenden, ihn zu erfreuen. Der blumigen Wiesen Gottherrlichkeit - will Leben köstlich erneuern.
M. Fö. Ba. Simmerath 2008
Die Eifler Wiesen und das Venn sind bekannt für den Narzissen-Zauber!
Ihnen einen herrlichen Frühling mit Elisabeth!
(…) Die plötzliche Frühlingswärme schlug mich elend ermattet auf Sessel Pierre, der aber weiter seine Ohren steif hält – er ist eben nicht frühlingsmüde.
24. April 2018
Erinnerung nochmals nahe gebracht:
Bibliothekskunde in Gera
Magda, Eva, EAB (Ernst-Abbe-Bücherei Jena, Arbeitsstätte beider) im Telegrammstil!
Chef: Ein Jahr Seminar! Gera! Frauen entsetzt. Oh, jetzt? Bald Winter! Zuhause Kinder! Chef: Einerlei Ein Jahr, dann vorbei.
- Gera: Mit Bahn -
Erste Lektion: Kulturrevolution!
Nächste Stunde - Bibliothekskunde ...
und so weiter im Text. Gelernt schon allerhand!
Bestand: Nicht nur gesammelte Literatur, voll Qualität, wenn’s geht! Muss zeitentsprechend sein! Leuchtet ein.
Aufbau: JD mit LKG. Staffeln, wie? Bestellkartei! Lernen, lernen, nicht einerlei.
Planwesen: Sehr wichtig, aufschlüsseln. Haushaltsplan, Struktur, Perspektiven, eingedrungen, bezwungen!
Katalog: Nachweis Bestand! Wissen gestaltet sich!
Was behandelt welches Buch? Wo steht was? Gelernt das.
Übersicht: Kontrollen, Grundlagen, Planerfüllung, Wachstumsgeschichten, Fluktuationen (Studenten) Wissen schon.
Grafische Darstellung: Gemacht noch nie! Jetzt weiß wie.
Bücher: Inventarisieren, Kontrollieren, Katalogisieren, Signieren, Systematisieren, Folie einschmieren, Einband muss sitzen, Buch in die Regale, Regale kennzeichnen!
Information: Informieren, dokumentieren, Wissensstand an Hand von Bestand. Benutzer erschließen wird er begrüßen.
Propaganda (indirekt): Lage prüfen, übersichtlich die Räume, „Gummibäume“. Öffnungszeiten günstig verbreiten!
Propaganda direkt: Lasst Bücher sprechen! (Durch Darstellungen vom Text) Leserabende!
Nächstes Thema:
Gliederungsschema: Siebzehn Hauptgruppen nur, und schöne Literatur.
Formenlehre: Bedeutung vernommen, dahinter gekommen -
was Märchen, was Sage, was Fabel, was Legende, was Aphorisme „is wissme“. Wandelten auf der Lyrik Pfade, Vers krumm oder grade, was Ballade --- Erschlossen sprossen Kapitel auf uns nieder, ob gesprochen, ob gesungen, ob Geschichte, ob Novelle, lernten schnelle was Essay, hörten viel Hemingway-
Lasen Anekdoten, hörten auch, was verboten, gestaffelte Reiseliteratur, auch Utopie eine Spur, Namen von Autoren drangen in Ohren. Viel nicht gewusst, Lesen - jetzt große Lust, Seminar um! Schrumm schrumm.
P.S.
Als eine Dozentin einen gar monotonen Vortrag über Maxim Gorki hielt, schlief Magda fest und tief. Bei jedem Auf- schrecken malten wir wie im Traum kleine Marienkäferchen in unsere Merkbücher... Eva und ich.
Im ganzen Jahr machten wir beide Hausaufgaben bis 24 Uhr auf der Ofenbank am Kachelofen, dann: Magda, bringe Eva bis zur Griesbrücke! ---
Wir hatten Glück und gute Noten und durften zum Schluss beide allein (!) mit einem „Sonderzug“ von Gera – Süd nach Gera – Hauptbahnhof fahren! Erst als wir dort eingeklettert waren, dufte der Jenaer Zug abfahren!
Ahoi – Gera. Willkommen Jena!
FINE
Dies waren Episoden mit meiner Freundin Evchen.
23. April 2018
Die erste Fahrt nach dem 2. Weltkrieg!
Nichts Besonderes, aber schlimmes Erlebnis!
Anno 1948 - Reise mit Hindernissen
Von Jena über Eisenach nach Tiefenort
Prolog
Was war das für ein schön‘ Gefühl, man ging zum Bahnhof ohn‘ Gewühl und setzt sich in den Zug hinein und konnte ganz beruhigt sein. Der Zug fuhr ab, man saß bequem — wie war das doch so angenehm.
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Nun ’48 diese Reise auf nur noch einem Bahngeleise! Die Eltern wollte man besuchen. Im Koffer, gut verpackt, ein Kuchen, zwei Brote, Öl, Mehl und Likör. Die Koffer waren lausig schwer, denn, fuhr man einmal über Land, so braucht man dabei auch Proviant!
Der Bahnhof einem Schlachtfeld glich, und ein paar Männer schlugen sich mit Fäusten und Spazierstock auch, die Lokomotive spie schon Rauch! O Gott, der Schalter war noch weit, die wilde Menge rast und schreit. —--
Man focht und rang und boxt und zischte, Fahrkarte grade noch erwischte! Auf Zug zu klettern — eine Qual, man mußte mit, es war egal, und wenn’s um Kopf und Kragen ging, und wenn das Kleid in Fetzen hing, man kämpft besessen Schritt vor Schritt, man mußte mußte mußte mit!
Wir kamen mit, leicht ramponiert, der Zug, er fährt t, t, t, man ist gerührt. Beim ersten Halt die Menge fiel zum Zug hinaus, noch nicht am Ziel. Die erste Hälfte war geschafft, 60 km mit halber Kraft.
Nach einer Nacht in dem Hotel dann zweite Hälfte, schnell, schnell, schnell. Es fahrt ja nur ein Zug am Tag, man weiß nicht, wie das werden mag.
Der Weg zum Bahnhof noch recht weit, es wurde allerhöchste Zeit. Halt! Straßenbahn! Doch es war schlimm: fuhr ohne uns und macht „bim bim.“
Nach Hast und Hetz der Bahnhof winkt, die Bahnsteigtreppe man erklimmt. Die Lok‘motive unter Druck, wir gaben uns den letzten Ruck — und schwenkten Koffer wie verrückt, mein Partner sich zur Seite drückt, der Zug zur Abfahrt drohend zischt. Den Kofferhenkel ich erwischt, die Menge war längst „eingeklettert“, Gelächter uns entgegenschmettert. Schon taucht im schnellen Dauerlauf, o Gott, die „rote Mütze“ auf. Ich riß noch eine Türe auf — und peng, da sprang der Koffer auf.
Und auf den Bahnsteig kollert bunt: Ein Schuh, ein Nachthemd, Gürtelbund, die Mappe auch mit den Papieren und auch der Pinsel zum Rasieren. Ich starrte, wie vom Schlag getroffen: Die „rote Mütz“, der Koffer offen! —--
Die Ausreißer heftig eingestopft, den Koffer mächtig zugeklopft. Ein Absatz guckte noch hervor, da gellte schrill ein Pfiff ins Ohr. Noch auf das Trittbrett einen Schritt, die „Rote Mütze“ schob noch mit.
Gebrochen und auch völlig matt, und zitternd, doch ich streich mich glatt, und suche nach zwei freien Sitzen — Zielscheibe von Gelächter, Witzen. Ich lehn mich an das harte Holz und zeig verwegen meinen Stolz. —
Was war das für ein schönes Ding, als man in Ruh‘ zum Bahnhof ging und setzt sich in den Zug hinein und konnte dann zufrieden sein. Der Zug fuhr ab, man saß bequem, wie war das doch so angenehm.
M. Fö.
24. April 2018
Eisenach – Wartburg, und beim zweiten Besuch, durch die Drachenschlucht auf die Höhe gestiegen. Auf der Rückfahrt nach Tiefenort mit Bus, in Dönges ausgestiegen, und die „Schwimmende Insel“ besucht. Die Insel mit Bäumen, welche in jedem Jahr an einer anderen Stelle im Teich liegt, bietet viele Sagen. Hernach von Dönges nach Tiefenort gewandert. Am weißen Stein: Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Am Fuße des Krayenberges entlang auf der Frankfurter Straße bis nach Tiefenort. Damals ein ereignisreicher Tag. Die Ballade von der Drachenschlucht schickte ich Evchen nach Berlin.
Magda mit Eva – nicht nur in Eisenach auf der Wartburg, nein, auch in der Drachenschlucht
In Eisenach, in Eisenach - war etwas los an diesem Tag! Graf Drachula von Drachenschlucht - hat nachts nach seinem Weib gesucht, das aus der Schlucht geschlichen war, (der Drachenbach, er floss so rar, es war so heiß in diesem Jahr, in Eisenach, s‘ ist wirklich wahr!)
Graf Drachula spuckt Feuer, flucht, und sucht sein Weib, das Wasser sucht. Denn wegen seiner Wassersucht kann seinem Weibe er nicht folgen!
Sein Weib, die Grenze überschritten, sie prüft das Wetter…sitzt inmitten Eisenachens Stadtgewühlen - mit recht gemischten Wehgefühlen. Total erschöpft und matt und grau - vorm Kaffeehaus Sophienau, und spielt mit einem Lindenblatt das sie da grad gefunden hat.
Denkt nach … Wie lange ist es her, als Siegfried, mit dem scharfen Speer, den alten Ur-Ur-Ahnen mein - gestochen in das Herz hinein! Wer in Erinnerungen wühlt - wird heiß, und nicht grad abgekühlt!
Die Drachenfrau, die trachtet flau, nach ihrem kühlen Drachenbau, nach ihrer kalten Drachenschlucht, nach Drachula mit Wassersucht! ---
Und als sie kroch zum Ehebach - flucht er auf sie mit heißem Krach, und heiße Wolken sah man zucken, ein jeder Wandrer mußt sich ducken.
Dies sah Frau Linda Lindenwurm?? Die saß auf ihrem Aussichtsturm, genoss die kühle Abendstunde… Pfiff ihrem wachen Drachenhunde, und spielte (ach, du meine Güte) mit einer gelben Lindenblüte… Und dachte - an die Drachensaat (weil’s lange nicht geregnet hat)…
Und hörte plötzlich dieses Wüten?? Nahm einen Arm voll Lindenblüten, umrollte eine junge Fichte, kroch los zu ihrer Drachen-Nichte, hört schon von Weitem Flüche fallen (doch nicht aus Wartburgs Sängerhallen).
Nein, von dem Ausfluge, der nächtlich, und unerlaubt! Das war beträchtlich. Es flogen Steine, Bäume, Brocken - Touristen waren tief erschrocken. ---
Frau Lindenwurm, die Witwe war, die wollt vermitteln ganz und gar! Und faucht empört zum Drachen: „Man kann doch mal nen Ausflug machen!“
Nun ja, in Eisenach war allen klar, war’s eben heiß in diesem Jahr! Die Hitze war an allem schuld. Der Ehekrach – war nicht „gewullt“.
Doch die Touristen lang noch lauschten, bis friedlich säuselnd Bäume rauschten.
Wir ... stiegen mutig durch die Schlucht und dachten noch: Das war ne Wucht.
M. Fö. Ba.
19. April 2018
14.2.2018
(…)
Im Moment ruhe ich mich, oder meinen Geist, etwas aus, dann, im nächsten Paket, schicke ich Ihnen „Großmutters Märchen“. Wurde mir mit Begeisterung „entrissen“. Ein einarmiger Architekt (noch in Aachen) wollte es für sich behalten und ich erlaubte ihm, es abzuschreiben. Eigentlich lasen es nur Erwachsene mit Begeisterung. Dann die Geschichte, welche ich Ihnen ankündigte: „Gestern Abend auf der Brücke“. Ab und zu eine Beobachtung der Tiere aller Arten, oder auch "Satierchen" und „Medizynisches“ - (...)
Am Freitag, d. 16.2. nimmt meine Hilfe Frau Kirch alles zur Post!
Ihre Magda Förster
18. April 2018
Imgenbroich 28.1. 2017
(…)
In Simmerath lebte ich allein in einer schönen Wohnung mit großer Wiese, kleiner Terrasse, eine herrliche Blutbuche vor der großen Fensterwand, mit Blaumeisen besiedelt, in der großen Wiese tanzte ein ganzes Heer Bachstelzen und Professor Rabe machte täglich seinen Rundgang, mit Gattin und Sohn. --- Also lebte ich in und mit der Natur in meinem „Grünen Nest“! 2010 brach meine Wirbelsäule und etwas mit Bandscheiben, und mein Bewegungsapparat war hinüber. (…) Meine Töchter mieteten mich im „Betreuten Wohnen“ in Imgenbroich ein, 5 km von Simmerath entfernt, wo beide Töchter wohnen. Natürlich muß ich mich erst langsam eingewöhnen. Gott sei Dank, sehe ich rundum noch Natur, ein kleiner Hügelort, ein OT von Monschau, direkt an der belgischen Grenze.
Einblick und Ausblick aus meinem letzten Lebensabschnitt --- Fensterbild aus dem neuen Heim
Hoch wölbt sich der Himmel, grau oder blau oft voll Getümmel? Airliner Schau! Fliegen sie täglich wie Fliegen im Sommer, hört man sie kläglich, wie mürrische Brommer.
Und auf den Dächern - schneeweiß bedeckt, gehen meine Augen nach draußen auf Streife --- Der einsame „Raucher“ noch ohne Pfeife.
Ein Vogel schwirrt aufwärts ziemlich verwegen, grad so als flög er dem All entgegen ---
Aber das All - größer als alle Welt, Kleinheit und Größe, Gute und Böse – Alles! Uns alle zusammenhält.
M. Fö. Ba.
17. April 2018
Heute (4.1.2018) werde ich beginnen, die einzelnen Erlebnisse und Episoden, die wir hatten, zu berichten.
Da ich meist Tagebuch führte, kenne ich und erinnere ich mich an die meisten Erlebnisse, die wir zusammen hatten. Sogar alle räumlichen Trennungen haben wir überwunden, indem wir uns per Zügen besuchen konnten, oder sogar uns in den Zügen trafen. Meist fanden wir uns in Eisenach, wenn wir in Tiefenort und im Werratal Urlaub machten.
Evchens Abschied von Jena: Haben wir beide zusammen „gedichtet“ mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Abschiedslied
Ich fahr dahin, denn es muß sein, du liebes Jena, denke mein, da ich nun bald in Potsdam weile - und als geliebter Mittelpunkt von einem Kind zum andern eile. und: auf dem Balkon verweile --- und: Endlich meine Schmerzen heile! Ja! Liebes Jena, denke mein, ich fahr dahin – denn es muß sein!
Immer noch bin ich sehr betrübt, daß ich mit meiner Herzensfreundin Eva keinen Gedankenaustausch mehr habe. Es war so unglaublich, wie eine solche Einheit über alles Schwere hinweghilft. Trotz vieler Sorgen und Kümmernisse sind wir darüber hinweggekommen und direkt stark dabei geworden. Natürlich auch mit unserem Humor.
Oh, was haben wir gelacht, als wir in Gera-Süd im Zug saßen und warteten und hörten, der Zug bleibt ½ Stunde stehen, und ich dem Lokführer mächtig unser Vorhaben klar machte, und der Bahner von Gera-Süd mit eingezogenem Genick mit Gera-Hauptbhf. telefonierte (Es kommen noch 2 Damen!) und Evchen und ich mit einem langen, himmellangen Zug abdampften. Wir nannten ihn unseren „Sonderzug“. Und wir beide ganz allein, nur mit dem Lokführer!
Als wir in einem Winter in Neinstedt, Harz, waren, machten wir, Evchen und ich, eine Art Limericks, mit Rätsel lösen, da kamen ulkige Sachen heraus, z.B.:
Es war mal ein Fräulein Wohlzogen, die liebte, das ist nicht gelogen, die liebte nur bärtige Herrn!
Da war ein Jüngling von Wedel, der brachte dem bartlosen Mädel - zwei Körbe voll „Stachelberrn“!
Wanderungen in und um Tiefenort
(Wurde zur 875-Jahrfeier in Tiefenort vorgelesen!)
Bei einem meiner Besuche in Tiefenort wollte ich meiner Breslauer Freundin und meiner Tochter Antje ein Stück meiner Heimat zeigen, obgleich viele Jahre seit meinen damaligen Schulausflügen dahingegangen waren. Ich wollte nicht die Weisendiezer Chaussee nehmen und glaubte, einen schöneren Weg zu kennen.
Also – los geht es!
Am „Roindälche“ – am „runden Tälchen“ – stiegen wir den „Kickelhahn“ hinauf strebten eifrig unserem Ziel, dem Tröpfelbörnchen - „Trepfelsbernche“, zu. Durch frischgrünen Laubwald, Moospolster und Gehölz. Wir bewunderten die Buschwindröschen, sahen Veilchen, die noch im Moose standen, überquerten Wurzeln, sprangen über kleine Baumstämmchen, blieben an Zweigen hängen und sangen zu zwei Stimmen unser Lieblingslied „Wenn alle Brünnlein fließen“. Auf einem Wiesenfleck begegneten wir einer Kuh, welche uns freudig beäugte, zum Gruß mit dem Schwanz wedelte. Wir liefen immer weiter, durch dick und dünn, kreuz und quer, aber nirgends war eine Wiese mit Börnchen. Keine Menschenseele, nur die Vögel in den Zweigen, die in verschiedenen „Dialekten“ zwitscherten. Ein Trupp Waldameisen, die es sehr eilig hatten, ein Laubfrosch und eine Eidechse. Auch sie konnten uns nicht den Weg zeigen. Wir kehrten um, strichen ratlos an der Kuh vorbei, und holten bei einer Heumaid, die uns mit einem Rechen entgegenkam, Informationen ein. Ihren Worten nach waren wir weit von unserem Ziel entfernt. Wir hatten uns also verlaufen und traten betrübt den Rückweg an.
Aber:
Wir holten unsere Wanderung im kommenden Jahre nach. Nahmen einen versierten Wald- und Wiesenkenner mit, der uns nun auf bequemer Straße, Richtung Weisendiez, mit Abzweigung rechts, hinführte. Wir fanden endlich alles genau an Ort und Stelle: Langes Rohr, wo die Tröpfchen „Trepferche“ melodiös in einen steinernen Trog tröpfelten, von wo aus sie sich auf den Weg machten. Ein schlichtes, sehr stilles Stück Natur. Eine wohltuende Ruhe, Balsam für ein gestresstes Leben. Wir gingen nach dieser schönen Rast neu belebt von dannen. Unser „Pfadfinder“ hatte für uns noch mehrere Überraschungen. Wir wurden durch eine „wilde Schlucht“ bergauf getrieben, wo laufend „Gestrüpphände“ nach unseren Haaren und Ärmeln griffen. Nach einiger Zeit kamen wir wie gerupfte Hühner oben an und standen ganz plötzlich am Zigeunergrab, welches in geheimnisvollem Schweigen lag. Leider kenne ich nicht die Bedeutung dieser Ruhestätte. Meine Freundin Eva gab dazu märchenhafte und mystische Kommentare ab. - Über uns sang „Der Vögel heller Haufe“, am Waldrand klopfte der Specht, schlug der Fink und grillte der Chor der Grillen. An der Dicken Eiche, die uns freundlich und behäbig ihre Rundbank anbot, brachten wir ihr ein Ständchen zu zwei Stimmen „Wohlauf in Gottes schöne Welt“. Oft habe ich es im Tiefenorter Schülerchor gesungen. Dann machten wir uns auf den Weg, trällerten belebt die Wacht hinunter und machten Pläne für die nächste Wanderung.
Das Wissen meiner Reisen sind meist Erzählungen durch Papa: Georg Barczyk, welcher 19 Jahre zur See fuhr, auf Seglern, bis er auf dem Kreuzer „Emden“ mit abgesoffen und gerettet wurde von Amis Schiffen, und 2 Jahre gefangen auf der Insel Guam. Bruder Günter, 7 Jahre auf Schiff „Brunswick“. Und natürlich mit viel Phantasie von Tochter Magda Barczyk. 2 x lud mich der Kapitän von der „Brunswick“ nach Hamburg ein, mit meinem Mann. Wir waren Gäste auf der „Brunswick“.
Habe ich alles meiner Freundin Eva erzählt, immer abends vorm Schlafen!
Rabe in Aktion
Auf einem Platz an freier Stelle häuft sich ein hohes Schneegewölbe - von einem dichten Großschneehügel, groß, weil mit langem Seitenflügel, auf dem ein Rabe sehr aktiv am Schaufeln war, nach einem Ding, das gleißend, und - etwas Seltenes verheißend!
Professor Rabe beäugt es lange und schaufelt wild nach diesem „Fange“.
Das ist ein Fund – im Schneegebirg, und schaufelt, dass die Fetzen fliegen um dieses blendend Ding zu kriegen.
Mit einem grandiosen Schwung hackt er jetzt im Kreis herum, sieht, wie das blitzt und blendet… mit seinem Schnabel er es wendet… packt dieses Ding mit viel Gezeter (es maß etwa sieben Zentimeter). Und wuchtet es, schwer, wie ich sehe, schon startbereit empor zur Höhe.
Fliegt mit Triumph und seiner Beute hin übern Platz und über Leute.
Ich sah ihm nach - schon beim Entweichen… Wohin? Blieb mir ein Fragezeichen. Er hat den Fund! Was will er mehr - doch meine Hände blieben leer. M. Fö. Ba.
Das las ich Evchen in einem Telefongespräch vor. Als ich vom Einkauf nach Hause kam schrieb ich das Rabenerlebnis gleich auf, teilte es Evchen im Gespräch am Telefon mit, und sie war sehr entzückt. Dies machte ich immer, wenn ich etwas von den vielen Vögeln in meinem großen Garten sah. (Sammlung „Fensterbilder“ v. Januar bis Dezember. Die Bachstelzen tanzen Ballett, herrliches Bild!)
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